Toilette

In Japan werden Sie grundsätzlich 3 Typen von Toiletten antreffen. Geschichtlich gesehen ist die Steh-Toilette die älteste Form der heute noch verwendeten Toiletten-Arten in Japan. Diese Art von Toilette finden Sie noch in öffentlichen Anlagen. Die Steh-Toilette wurde in den 1950iger Jahren weitgehend durch Wasserklosetts und Urinale abgelöst.

Die neueste Toiletten-Generation sind die sogenannten Washlets, welches gleichzeitig ein Markenname der Firmo Toto K.K aus Kitakyushu ist. Diese Washlets sind bezeichnend für Japan, erfüllen jede Menge Funktionen wie beispielsweise die Beheizung der Toilettenbrille auf Körpertemperatur, einstellbare Wassertemperatur- und Wasserdruck der Bidet-Funktion, geruchsfilternde Lüftung des Toilettensitzes usw.

Geschichte

Die ältesten Kanalisationssysteme in Japan gehen auf die Yayoi-Zeit (300 v. Chr.–250 n. Chr.) zurück und wurden vermutlich im Zusammenhang mit Toiletten-Einrichtungen in damals grösseren Siedlungen gebaut. Geschichtlich ist für die spätere Nara-Zeit (710–740 n.Chr.) ein komplexes Abwassersystem für die damalige Hauptstadt Heijo-Kyo (Nara) belegt. Aus dieser Periode stammen auch die ersten Wasser-Toiletten, welche damals aus einem ca. 10 bis 15 cm breiten, fliessenden Gewässer bestanden und ähnlich wie die viel späteren Steh-Toiletten benutzt wurden.

Als Reinigungs-Utensilien wurde anfänglich Seetang benutzt bis später in der Edo-Zeit (1603–1868) das Toilettenpapier, hergestellt aus dem traditionellen Washi-Papier, Einzug hielt. Lange wurden aber in abgelegenen Regionen auch Holzschaber und Pflanzenblätter benutzt.

Frühe Toiletten wurden oft über einem fliessenden Gewässer erbaut um so die Fäkalien auf einfache, praktische und hygienische Weise abzutransportieren. Trotz dieser sauberen Entsorgung der körperlichen Ausscheidungen wurden vielerorts einfache Latrinengruben verwendet, zumal diese einfacher hergestellt werden konnten und gleichzeitig die Exkremente als wertvoller Dünger in der Landwirtschaft dienten. Wertvoll deshalb, weil Gülle aus der Viehhaltung, mit dem Einzug des Vegetarismus im Buddhismus, entsprechend rar war.

Westlich gestaltete Toiletten und Urinale kamen in Japan erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Einsatz. Mit der US-Besatzung nach dem Ende des 2. Weltkrieges kam es zu einer grösseren Verbreitung dieser WC-Anlagen. Basierend auf der Grundlage schweizerischer und amerikanischer Technik entwickelte die Firma Toto K.K. 1980 das sogenannte Washlet.

Fachausdrücke

In der japanischen Sprache gibt es mehrere Ausdrücke für Toiletten bzw. die Räume, in denen die Toiletten aufgestellt sind. Das gebräuchlichste Wort ist Toire, was einer Abkürzung von Toiretto entspricht und auf das englische Wort toilet zurückzuführen ist. Wie auch im Deutschen umfasst das Wort «Toilette» entweder die Toilette selbst oder den Toiletten-Raum.

Das wohl am weitesten verbreitete Wort für Toilettenräume ist Otearai, was wörtlich «Händewaschen» bedeutet. Ein anderes Wort, das sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchgesetzt hat ist Resuto rūm abgeleitet vom englischen restroom. Der Ausdruck Benjo wörtlich «Exkrement-Ort» wird nicht öffentlich gebraucht, hat einen eher vulgären Charakter und wird am ehesten im privaten Bereich unter Männern verwendet. Die Toilette an und für sich, d.h. die Schüssel mit Wasserspeicher etc. wird Benki wörtlich «Nachttopf oder Kloschüssel» genannt. Die Toilettenbrille heisst Benza. Töpfchen und Schüsseln für Kinder, alte oder gebrechliche Menschen wird als Omaru bezeichnet.

Toilettentypen

Stehtoiletten: Die traditionelle japanische Toilettenform (japanisch 和式 Washiki) ist das Stehklo. Dieses ist in dieser Form in ganz Asien verbreitet und wird deshalb auch „asiatische Toilette“ genannt. Es bestehen jedoch in Bauweise und Gebrauch grosse Unterschiede zur Toilette bzw. Stehklos in der westlichen Hemisphäre.

Ein japanisches Stehklo ähnelt einem kleinen Urinal, welches liegend in den Boden eingelassen ist. Meistens bestehen diese aus Porzellan und aus praktischen Gründen in Zügen aus rostfreiem Stahl. Der Spülmechanismus, der einem herkömmlichen WC ähnelt, befördert die Ausscheidungen durch einen Abfluss in ein Reservoir. Der Inhalt des Reservoirs wird geleert und in die Kanalisation weitergeleitet. Meist wird der Spülvorgang mit Hebeln per Hand ausgelöst. Es sind jedoch gelegentlich auch Fusspedale vorhanden. Viele japanische Toiletten sind aus Gründen der Wasserersparnis mit zwei Spülarten ausgerüstet: „klein“ (小) und „groß“ (大).

Westliche Sitztoiletten: Das in unseren Breitengraden hauptsächlich vorkommende Wasser-Closet (WC) ist in Japan als „Toilette westlicher Art“ (洋式トイレ yoshiki toire) bekannt. Diese WC-Bauart ist heutzutage zusammen mit den Hightech-Toiletten in Privathaushalten am meisten verbreitet. Entgegen der in den meisten, öffentlich verwendeten Einrichtungen wie z.B. Schulen, Tempel , Bahnhöfe usw. anzutreffenden Steh-Toilette, bevorzugen die Japaner im privaten Bereich die Sitz-Toilette.

Japanische Washlets: Die modernste Toiletten-Technologie in Japan, nach dem Prinzip des Dusch-WC’s (Closomat) ist als Washlet (ウォシュレット) oder als Toilette mit Warmwasser-Reinigung“ (温水洗浄便座 Onsui Senjo Benza) bekannt. Es handelt sich dabei um den technologisch am weitest entwickelten Toilettentyp weltweit!

Basierend auf der Erfindung eines Schweizers, Hans Maurer, im Jahr 1957, dem Closomat wurde im Jahr 1980 das Zeitalter der High-Tech-Klos in Japan mit der ersten G-Serie von Washlets der Firma Toto K.K. eingeläutet. 2002 waren mehr als die Hälfte aller japanischen Haushalte mit einem Washlet Typ dieser Firma ausgestattet und damals verbreiteter als der Heimcomputer.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Washlet kaum von einer herkömmlichen Sitz-Toilette westlicher Bauweise, aber sie birgt eine Vielzahl von Funktionen! Geruchsabsaugung, Sitzheizung, Warmluftgebläse, Massagefunktionen, automatischer Deckelöffner, einstellbare Wasserdüsen, automatische Spülung, Bedienung mittels Funk, Heizung, Klima-Anlage um nur einige zu nennen. Diese Funktionen können mittels separater Infrarot-Steuerung, welche jeweils seitlich neben der Toilette oder an der Wand installiert sind, bedient werden. Um auch dem unkundigen Besucher aus dem Westen die Benützung eines Washlets zu erleichtern sind meist die Bedienungselemente bildlich dargestellt oder in englischer Sprache angeschrieben.
Die meisten High-Tech-Toiletten verfügen über die Möglichkeit, den Wasserdruck des Reinigungsstrahls den individuellen Wünschen entsprechend zu steuern. Auch die Wassertemperatur lässt sich spezifisch einstellen. Spitzenmodelle bieten sogar vibrierende und pulsierende Wasserstrahlen. Bei den neuesten Typen kann sogar Seife dem Wasserstrahl beigemischt werden.

Eine weitere, weit verbreitete Funktion ist das Warmluftgebläse, welches meist zwischen 40 und 60 °C reguliert werden kann um die, zuvor mit dem Wasserstrahl gereinigten Körperregionen zu trocknen. Mit dem Washlet kann grundsätzlich auf die Benutzung von Toilettenpapier verzichtet werden.

Weil in Japan die Zentralheizung nicht sehr verbreitet und zudem die Wärmedämmung in Wohnräumen grundsätzlich ungenügend ist und es demzufolge im Toilettenraum zeitweilig sehr kalt werden kann, wird oft als Grundfunktion die Klobrillenheizung angeboten.

Urinale: Urinale und Pinkel-Rinnen gleichen denen im Rest der Welt und finden, wie überall, vorwiegend auf öffentlichen Herren-Toiletten Verwendung.

Vor und während der Meiji-Zeit wurden Urinale sowohl von Männern als auch von Frauen benutzt. In frühen Zeiten wurden Kimonos traditionell, im Gegensatz zu heute, ohne Unterwäsche getragen, so dass auch Frauen das Urinal benutzen konnten. Diese Sitte verschwand jedoch im 20. Jahrhundert, nachdem sich bei den meisten Frauen westliche Kleidung durchgesetzt hatte.

Zubehör: In Japan werden grundsätzlich ähnliche WC-Zubehörartikel wie im Westen benutzt, d.h. Toilettenpapier, Feuchttücher, Klobürste usw.

Es gibt jedoch darüber hinaus einige eigene Accessoires, die man ausserhalb Japans kaum findet:

Die „Geräuschprinzessin“ oder Otohime: Vielen japanischen Frauen ist der Gedanke unangenehm, jemand könnte Geräusche bei der Toilettenbenutzung von ihnen hören. Deshalb wurde während des Toilettenganges durchgehend die Spülung gedrückt. Die Folge: Ein massiver Wasserverbrauch! Japan wäre nicht Japan, wenn nicht ein elektronische Gerät Abhilfe schaffen würde: Die Otohime. Es handelt sich dabei um ein elektronisches Gerät, das auf vielen öffentlichen Toiletten in Japan installiert ist. Es spielt auf Knopfdruck oder mittels Sensor die Geräusche einer Toilettenspülung ab. Positiver Nebeneffekt: Durch die bisherige Untat der Dauerbetätigung der Wasserspülung können so pro Toilettengang ca. 20 Liter Wasser eingespart werden.

Toilettenpantoffeln: Die Japaner neigen dazu, ihr Leben in reine und unreine Bereiche einzuteilen. Die unreinen Berührungspunkte werden deshalb so gering wie möglich gehalten. Als Beispiel wird das Innere der Wohnung als rein betrachtet, während es draussen unrein ist. Um somit die Unterteilung in rein und unrein aufrecht zuerhalten, werden beim Betreten einer Wohnung die Schuhe ausgezogen. Somit treten die unreinen Schuhe nicht in den reinen Bereich ein.

Traditionell befanden sich Toiletten ausserhalb des Hauses. Beim Toiletten-Gang wurden deshalb Schuhe getragen. Heute befinden sich jedoch die Toiletten innerhalb der Wohnung und gleichzeitig haben sich die hygienischen Bedingungen bedeutend verbessert. Dennoch wird die Toilette weiterhin als unreiner Bereich betrachtet. Um den Kontakt zwischen dem unreinen Boden in der Toilette und dem reinen Boden im Rest des Hauses zu unterbinden, stehen in vielen Haushalten und manchen öffentlichen Toiletten Pantoffeln vor dem Eingang. Diese werden vor dem Betreten der Toilette angezogen und bitte vergessen Sie nicht diese nach Verlassen des „stillen Örtchens“ sofort wieder abzulegen! Die Ausführung der WC-Pantoffeln reicht von einfachen Gummi-Latschen über mit Manga bedruckten Kinderschlappen bis hin zu teuren Pantoffeln.

Spülkästen: Ein Hahn auf dem Wasserkasten hilft beim Wassersparen. Viele Toiletten verfügen über ein extra System zum Wassersparen. Ein Wasserhahn und ein kleines Waschbecken sind auf dem Spülkastendeckel montiert. Damit besteht die Möglichkeit mit dem Wasser welches zum Hände waschen gebraucht wird gleichzeitig den Spülkasten des WC’s aufzufüllen.

Öffentliche Toiletten: Öffentliche Toiletten sind in Japan leicht zu finden, man muss nur selten danach suchen. Supermärkte, 24-Stunden-Convenience Stores, Kaufhäuser, Buchläden, Musikgeschäfte, Parks, Raststätten (Michi-no-Eki) und Bahnhöfe verfügen praktisch immer über eine öffentliche Toilette. Was im Westen oft ein „Ort des Grauens ist“ trifft für öffentliche Toiletten in Japan nicht zu! Die WC’s sind wesentlich besser gepflegt, die Räume gross und hell und die Sanitären Einrichtungen auf dem neuesten Stand der Technik. Die meisten öffentlichen Toiletten bestehen aus einer oder mehreren Steh-Toiletten. Sitz-Toiletten sind meist anhand von Hinweisschildern zu finden. Behindertentoiletten Yōshiki (洋式) sind stets Toiletten westlicher Prägung.

Tipp! Oftmals fehlt es in öffentlichen Toiletten in Japan an Toilettenpapier und/oder Seife. Japaner tragen deshalb oft kleine Päckchen mit Papiertüchern bei sich. Auch werden oft solche Päckchen als Werbegeschenk an Passanten auf der Strasse verteilt. Mancherorts sind auch Münzautomaten vor den Toiletten angebracht um dem verzweifelten oder schlecht vorbereiteten WC-Gänger als letzter Rettungsanker zu dienen.